Wenn der Weg das Ziel ist, dann ist es nicht so schlimm, wenn man unterwegs mal vom Weg abkommt. Ganz im Gegenteil, wenn man Vince Gilligan glauben schenken möchte, der dazu rät solche „curveballs“, die einem das Leben zuwirft anzunehmen. Es muss ja nicht wie bei George RR Martin auf den Nebenstrecken endlos ausufern, selbst wenn die ebenfalls meist recht gelungen sind – gekommen und geblieben sind wir wegen der Haupthandlung.
Licht und Schatten
Was ist geschehen? Es dürfte niemandem entgangen sein, dass ich in Bayern derzeit besser dem Gras beim Wachsen zuhören sollte, als mich auf die Suche nach Partnern zu machen, mit denen man „Woipating“ dort aus der Taufe heben könnte. Keine Sorge, das ist immer noch der Plan, denn die Geschichte gehört in den Bayrischen Wald – zu viele Verbindungen unserer Geschichte haben dort bereits ihre Wurzeln geschlagen, also müssen wir früher oder später dorthin. Aber eben nicht unbedingt gleich jetzt, sofort.
Glücklicherweise hatten wir hier ja bereits diskutiert, dass es mehrere Orte geben könnte/sollte, auf die ähnliche Eigenschaften zutreffen wie in „Woipating“, Schwestergemeinden und Partnerdörfer, die miteinander in losen Kontakt stehen, wie ein geheimes Netzwerk. Ebenfalls kommt uns der Umstand zu Hilfe, dass wir bereits den Titel in das deutlich flexiblere und geheimnisvollere W. geändert haben. Und siehe da: Jetzt erweisen sich genau diese (und weitere) Umstände als Glücksfall.
Denn es gibt andere Finanzierungsoptionen, als Bayrische Förderfonds und Sender, und an solche kann man sich wenden, wenn man weiß, dass unsere kleine Gemeinde, bzw. das was von ihr im Laufe der zweiten Staffel übrig bleibt, umziehen muss. Moment, was? Unser mühsam entwickelter „Ort“ geht vor die Hunde, also an die Öffentlichkeit? Ja, tut er, nur dachte ich bislang, dass er nur innerhalb des Bayrischen Waldes umzieht. Es spricht aber gar nichts dagegen, dass diese Strecke etwas größer ausfällt als ursprünglich geplant. Ist das schon sicher? So sicher, wie alles andere bisher. Das wunderbare daran ist, dass es sich richtig anfühlt, und wie von selbst so zusammen setzt, wie es sein soll. Nichts fühlt sich beim Schreiben besser an, als genau jenen Moment, wo man nur noch mitschreibt, was man vom Leben selbst diktiert zu bekommen scheint. Man muss nur mit der Kamera draufhalten, das Mikrofon hinhalten, den Bleistift auf das Papier aufsetzen, und es passiert, was schon immer passieren wollte, und nur auf diesen Moment gewartet hat.
Damit haben sich jetzt neue Perspektiven aufgetan, bei denen ihr uns helfen könnt, die eine richtige nicht zu übersehen. Wir suchen den neuen Anfangspunkt unserer Geschichte – einige Alternativen wurden uns ja bereits vorgeschlagen, noch ehe wir überhaupt so weit waren – die immer noch im Wald liegt. Oder… vielleicht tut sie das gar nicht? Die Dinge sind wieder in Bewegung geraten, und wir schwimmen mit, um zu sehen, wo es uns hin treibt.
Wenn nichts dazwischen kommt, dann kann ich übernächste Woche mit dem Schreiben des Piloten anfangen, was ich ursprünglich bereits für diesen Monat geplant und versprochen hatte, aber mir kamen leider(?!) ein paar Sachen dazwischen, wie auch den anderen Kollegen und Kolleginnen in der Schreibstube. Ist das noch Zufall oder schon Schicksal? Auf jeden Fall sind wir feinfühlig genug, um es nicht verpasst zu haben.
Zwischendurch melde ich mich hier wie bisher zu Wort, und wenn dann die erste Fassung fertig ist, zerlegen wir sie zunächst im geschlossenen writer’s room, ehe wir sie in erster überarbeiteter Form für alle einsehbar online stellen, und endlich die von der Mehrheit heiß ersehnte gemeinsame Arbeit am konkreten Plot beginnt.
Let it burn!
Oder wie ich vor langer Zeit auf das Ortsschild textete: „incende quod adorasti“
Warum hat uns darauf eigentlich noch niemand angesprochen?
Also wir suchen einen alternativen Handlungsbeginn, dessen einzige Bedingung ist, dass er an dem Ort liegt wo es Filmförderung gibt :D
Das heißt die bisher entwickelte Handlung wird verpflanzt oder die erste Staffel stellt die Vorgeschichte dar. Was bis jetzt erdacht und erbaut wurde gehört für mich eindeutig nach Woitpating.
Mein Gedanke wäre eine Storyline einzuweben die von den verstreuten Woitpatinger „Auswanderer“ in ganz Deutschland (Europa? Der Welt?) handelt. Diese sind als „Eingeweihte“ ja immer noch mit Woitpating verbunden und müssen dieses Geheimniss wahren. Sie stellen also in gewisser Weise einen Geheimbund dar. Es gab ja auch schon die Idee der Storyline mit dem Musikgeschäft, welche hier eingebunden werden könnte.
Dadurch könnte man W. und seine Philosophie von ganz aussen zum Kern im Zwiebelprinzip entdecken. Zuerst sehen wir einzelne W’ler in unserer Gesellschaft. Sie haben sich äußerlich angepasst, verhalten sich aber trotzdem komisch und haben andere Ansichten als wir. Sie sind Fremdkörper in unserer Gesellschaft die wir über die Handlung erforschen.
In der nächsten Staffel setzt dann die bisher konzipierte Handlung ein und macht genau das Gegenstück zur ersten. Nun sind wir der Gast, der Fremdkörper in dieser eigenartigen Gesellschaft, deren System wir erforschen können. Und danach könnte man es zur dramatischen Konfrontation der beiden Welten kommen lassen…
So viel zur Idee dahinter. Praktisch würxe das bedeuten, dass wir hier eine neue Handlung erfinden müssten, die zur eigentlichen Hinführt und in ihr aufgeht, sowie eine gewisse Kontinuität hat. Diese Geschichte muss auch nicht groß und umfangreich, sondern effektiv sein und Zuschauer abholen. Da die erste Staffel wohl nicht so viele Folgen haben dürfte, wäre eine Temporeiche Erzählung mit richtig gesetzten Elementen um in die Philosophie einzuführen, möglich. Als Vehikel schlage ich den in Deutschland allseits beliebten Krimi vor. Und als Protagonisten eine Figur die auf irgendeine Art und Weise in das Figurengefüge der weiteren Erzählung aufgeht. So könnte man den rationalen Menschen nicht als Physiker, sondern als Komissar oder Journalisten vorstellen der W. nicht durch Zufall findet sonder eben durch diese Vorgeschichte. Auch den Dunkelheitsjunkie bzw. Kollaborateur könnte man darin verweben.
Das sind Gedankenanstöße meinerseits, auf jeden Fall ist dies eine Interessante Wende in dem Projekt. Und Wenden machen Erzählungen erst richtig spannend :)
Fast – genau genommen suchen wir die Filmförderung, die uns das Geld gibt unseren „Bayrischen Ort“ gleich bei ihnen* zu drehen ^^
Wenn uns dann der Erfolg „Recht“ gibt (einer der widerlichsten Redewendungen der Deutschen Sprache) wird man uns bzw. mich wieder in Bayern einreisen lassen. Mir schwebte wirklich vor, das man die ersten zwei Staffeln verlegt, z.B. in die Nähe der Externsteine, die wir hier ja auch schon ein paar Mal hatten.
Jetzt bringst du aber einen ebenfalls interessanten Vorschlag mit – quasi ein richtiges Prequel zu machen, sich auf Ehemalige oder Botschafter zu konzentrieren, die zurück kehren. Vielleicht ein bisschen so, wie ich es auf der woipating.de Seite angedeutet habe? Das hat auch seinen nicht zu leugnenden Reiz… da denke ich mal drüber nach. Nur gegen Krimi habe ich eine stark ausgeprägte Aversion – Journalist gerne, aber keine Ermittler – lieber häng ich mich tot und schieß mich auf!
– – –
* Vielleicht gleich in NRW und mit dem WDR? Schließlich hat die Bavaria in den 80ern den Pütt von ROTE ERDE in München gedreht, also warum nicht jetzt den Bayrischen Wald ins Sauerland verlegen? Das würde die oft hinderliche Regionalität der Länder-Filmförderfonds mal zu längst überfälliger Flexibilität anspornen :)
Bin mal gespannt und freue mich, wenn Butta bei die Fische kommt.
Zusammen mit den glühenden Kohlen (auf denen ich momentan noch sitze) sollte aus diesen Zutaten ein ordentlich durchgebratener Fisch bei rumkommen – dann ist es Zeit für die Beilagen und Getränke, aber alles zu seiner Zeit – ich schnapp dann mal meine Angel und bin wech!
Ich habe nochmal über die Idee nachgedacht. Diese, nennen wir es mal Handlungseinheit damit der Umfang variabel bleibt, verhält sich praktisch wie der Prolog zur Handlung. Von der Länge abhängig könnte man es mit dem Intro vor den Filmtiteln bis zu dem was Homocide und The für The Wire sind (Ich scheu mich noch vor dem Wort Prequel :D).
Allerdings fällt mir kein Hook für die Handlung ein. Die Fantasyserie ist ja ein Vehikel um die unterschiedliche Gesellschaft und ihren Umgang mit dem „Dunklen“ zu porträtieren. Was benutzt man dann um die Woitpatinger flüchtlinge, Superkinder und Eremiten in unserer Gesellschaft, die weiter von den ihren und dem dunkeln entfernt sind. Und vor allem: Wie verhalten sie sich? Vergessen sie die Bedrohung (unwarscheinlich), unterschätzem sie sie werden sie übermütig oder bleiben sie demütig und Grenzen sie sich damit von uns ab? Aus diesen verschiedenen Gedankenspiele liessen sich schöne Charaktere formen. Das könnte auch dann im Rückblick interessant sein den Unterschied zu sehen, wenn wir erstmal in Woitpating sind. Und wie würde jemand reagieren der wieder nach Hause kommt?
Viele schöne Ansätze aus der man eine Geschichte formen könnte.
Genau aus diesen Gedankenspielen ist jemand hervor gegangen, unsere erste Protagonistin, die mit ihren fern von Woipating geborenen Zwillingen zurückkehren muss, weil die Kinder gewisse Fähigkeiten an den Tag legen, die entsprechende Aufmerksamkeit nötig macht, die sie als Mutter ebenso überfordert, wie die Kita in die sie gehen, und aus der sie regelmäßig immer früher abgeholt werden müssen :)
So haben wir eine vermeintlich klassische Familie, wie sie uns bekannt vorkommt und vertraut vorkommt, und die ersetzt dann später unsere „Ingenieursfamilie“, mit der wir irgendwann das Dorf kennengelernt hätten. So erfahren wir zunächst langsam aus zweiter Hand erste Details, ehe wir uns später ein eigenes Bild machen können. Das fügt sich erstaunlich gut ein, und ich bastele gerade an den Figuren und Konflikten, die ich dann übernächste Woche zu Papier bringe. Dann Schreibstube, und danach öffentlich. Ich freu mich riesig, und besonders darüber, dass ihr das Projekt von Anfang an so treu verfolgt! Bin sehr gespannt auf euer Feedback…
Klingt richtig gut und vorallem überzeugend :) Wir bleiben gespannt
Die Idee, mit den Ex-Woipatingern finde ich zwar sehr gut, aber irgendwie missfällt es mir, dafür die ganze erste Staffel in Anspruch zu nehmen…Klar wird die nicht so lang…Aber ich finde, ein Handlungsstrang nebenher würde es schon tun. Im Piloten könnte man diesen dann als Einführung nutzen und stark darauf eingehen, um dann schließlich einen geeigneten Übergang zu finden, um Woipating an sich einzuführen. Am Besten mit Off-Dialog. Ich stelle mir das in etwa so vor:
Es kommt dazu, dass zwei Ex-Woipatinger in’s gemeinsame Schwelgen in Erinnerungen ihrer alten Heimat kommen. Der eine erzählt dann schon etwas kritischer darüber, was für ein düsterer Ort das war und das leitet dann zu unserer Familie über, die gerade dort hin fährt…
So etwas in der Art könnte die Atmosphäre der Serie toll rüberbringen und wäre bestimmt einen Gänsehautmoment wert:)
In eine ähnliche Richtung wie dem Gespräch hab ich mit meienem Vorschlag für die Webisode auch schon gedacht. Wäre wirklich eine schöne Gelegenheit. Ich würde mal sagen der Umfang wird am Besten dann von der Geschichte bestimmt, falls man das dann macht.